Intimität – Los Superdemokraticos http://superdemokraticos.com Mon, 03 Sep 2018 09:57:01 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.8 Es geht mir gut im Jahr 2025! http://superdemokraticos.com/themen/koerper/es-geht-mir-gut-im-jahr-2025/ http://superdemokraticos.com/themen/koerper/es-geht-mir-gut-im-jahr-2025/#comments Tue, 17 Aug 2010 12:27:14 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=915 Vor fünf Monaten habe ich das Rauchen endgültig aufgegeben. Freilich, viel geraucht habe ich auch in den Jahren zuvor nicht mehr, hier und da vielleicht eine Zigarette im Keller oder auf einer einsamen Bank am Meer. Irgendwann wurde mir aber auch das zu blöd: Eine Bank mit Meer ist auch ohne Kippe schön, dachte ich. Und ein Keller bleibt auch mit ihr trostlos!

Mein Leben hat sich seither grundlegend gewandelt. Ich erwache um sechs Uhr in der Früh, ziehe mir meinen Leichtmetalljogginganzug über, fahre mit dem Rad die 20 Kilometer ins Freibad. Dort bin ich immer der erste. Ganz alleine treibe ich mittig einen Keil in das tiefblaue Becken. Zwei Stunden später, nach zehn Kilometern Lagen, entsteige ich selbigem wie ein Neugeborenes dem Mutterschoß, doch ungleich dem Neugeborenen dusche ich nicht lauwarm, sondern eiskalt. Danach mache ich mich im Dauerlauf auf den Weg nach Hause. Das Fahrrad werde ich am nächsten Tag bei einer reziproken Runde abholen.

Zuhause angekommen dusche ich noch einmal kalt, ehe ich zwei Kilogramm Bircher-Müsli esse. Um vier Uhr nachmittags mache ich einen ausgedehnten Spaziergang durch ein nahe gelegenes Wisentgehege. Danach verwende ich viel Zeit und Liebe auf die Zubereitung eines vegetarischen Fleischsalats. Zum Essen kommen Freunde aus der freikirchlichen Gemeinde. Wir trinken ein alkoholfreies, isotonisches und vitaminreiches Weizenbiergetränk und unterhalten uns intensiv und gut. Es geht um Menschlichkeit und die fortdauernde Krise der Sozialdemokratie. Um neun Uhr bitte ich die Freunde, mich jetzt alleine zu lassen. Nachdem ich mich von oben bis unten mit einer rückfettenden Nachtcreme eingerieben habe, gehe ich ins Bett, wo ich noch zwei Kapitel in den Memoiren von Günther Jauch lese. Um 22.30 Uhr lösche ich das Licht.

So erledige ich meine Biographie und ich kann nicht sagen, dass es mir schaden würde. Ich bin außerdem jetzt Teil eines Zeitzeugennetzwerks, das Kinder in Schulen besucht und sie vor den Gefahren des Rauchens warnt. Von der Nichtraucherinitiative Deutschland habe ich eine Kladde mit Overhead-Folien bekommen, auf denen verfaulte Beine, fehlende Kehlköpfe, weiße und schwarze Lunge zu sehen sind. Irritierend sind immer wieder einige Zwischenrufe, denen zufolge die weiße Lunge „mindestens so eklig“ aussehe wie die schwarze. Das überhöre ich einfach.

Was ich nicht überhören kann (obwohl ich es gerne würde), das sind die Stimmen der „Freunde“ von früher. „Langweilig“ sei ich geworden, sagen sie, wenn sie – „auf eine Zigarette“, wie sie sagen – vor meiner Tür stehen. Mir fehle der „schwebende“ Blick des überlegenen Beobachters, und nicht zuletzt die Fähigkeit, Dinge zu „verknüpfen“, die eigentlich nicht zusammen gehörten. Ich verstehe diese Menschen ebenso wenig, wie ich sie zu mir herein bitte. Ich schließe die Tür und begebe mich zurück in den Salon, wo ich – auf einer Isomatte liegend – mein Powerhouse trainiere.

Manchmal, wenn ich dabei einschlafe, träume ich recht wild – einen immer wiederkehrenden Traum. Er handelt von einem Land lange vor unserer Zeit, in dem Männer und Frauen in verrauchten Eckkneipen sitzen und mit Bier, West und Wodka-Shootern der Kunst des Sich-langsam-Zugrunderichtens nachgehen konnten. In lauen Sommernächten lärmten Mädchen und Jungen durch Fachwerkgassen, eine grüne Glasflasche in der einen, eine Zigarette in der anderen Hand. „Fußpils und Kippe, eins an jeder Hand, dafür allein schon lieb‘ ich dieses Land“, ruft einer von ihnen aus der Traumwelt zu mir herüber. Ich schaue in sein Gesicht – und erkenne mich selbst.

Schweißgebadet wache ich dann jedes Mal auf. Mein erster Gedanke: Hoffentlich habe ich nicht zu laut gesprochen. Einmal schon stand die Nachbarin von unten vor der Tür, Lehrerin, allein erziehend, zwei Kinder: „Ich habe geträumt“, stammelte ich in ihr zornrotes Gesicht. Selbstverständlich dürfe ich träumen, was ich wolle, sagte sie darauf, mühsam beherrscht. Aber im Interesse ihrer Kinder müsse sie darauf Wert legen, dass nicht in deren Hörweite zum Bombenkrieg „oder Ähnlichem“ aufgerufen werde. Ich entschuldigte mich vielfach und bot ihr ein alkoholfreies, isotonisches und vitaminreiches Weizenbiergetränk an. Sie lehnte ab.

Nun, da ich schon seit mehreren Monaten nicht mehr im Schlaf nach Zigaretten gerufen habe, begleitet diese Nachbarin meine Fortschritte mit wachsendem Wohlwollen. Manchmal treffen wir uns morgens im Freibad. Dann dritteln wir das Becken mit zwei äquidistanten Keilen. Einmal, auf der Radfahrt nach Hause, erzählte ich ihr meinen Lieblings-Raucherwitz „Mitten im Krieg sitzt ein Raucher nachts im Schützengraben und raucht eine Zigarette – weithin sichtbar für den Feind. Ein anderer Soldat warnt ihn: ‘Tu das bloß nicht, das ist gefährlich.’ Der Raucher lächelt milde und antwortet: ‘Keine Sorge, ich inhaliere ja nicht.’“ Sie konnte darüber nicht lachen. Sonst verstehen wir uns aber sehr gut.

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Plastische Sexualität http://superdemokraticos.com/editorial/plastische-sexualitat/ http://superdemokraticos.com/editorial/plastische-sexualitat/#comments Sun, 08 Aug 2010 15:57:50 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=660 In dieser Woche hat der Körper in den Essays der meisten Superdemokraten eine urbane, städtische Dimension angenommen. Gabriel Calderón sprach von Sex in einem Land, das nicht mehr fähig ist, seine Bevölkerung zu vermehren, Karen Naundorf erzählte mit der Geschichte von Oscar Brufani, wie das Erscheinungsbild eines Körper bestimmt, wie andere ihn behandeln und sich zu ihm verhalten. Auch die Intimität, sowie dieses Schwindelgefühl, das die Intimität mit jemand anderem in uns auslöst, thematisierten René Hamann und Fernando Barrientos in ihren Texten.

Der Körper ist der einzige Ort, an dem ich souverän bin, den nur ich beherrsche, er ist der Raum, in dem ich existiere, und die Haut ist die Grenze, die mich von der Welt trennt. Agustín Calcagno spricht lieber von der Freiheit, diese Grenze übertreten zu können, und Liliana Lara von ihren Ahnen und davon, wie die physische Geographie sie in ihrer Genealogie verortet.

Der „Körper“ innerhalb der gegebenen sozialen Rahmenbedingungen lässt sich auf vielfältige Art und Weise analysieren. Nach den Poststrukturalisten und seit der feministischen Bewegung der 1960er, vielleicht der größten Kritik an unseren Gewohnheiten des körperlichen Zusammenlebens, wurde dieser intime Ort die meiste Zeit durch andere dominiert. Bis heute sind die Kontrolle und die Ordnungssyteme verantwortlich dafür, dass das „Patriarchat“ fortdauert und das Modell, auf das eigene Ich und die eigene Lust zu verzichten, weiterlebt, unterstützt von der christlichen Kirche und den staatlichen Medien.

Wie können diese antiken Ideen weiterleben und sich von Generation zu Generation vererben, während die derzeitige Gesellschaft uns doch so viele andere technische Möglichkeiten bietet? Gehen wir schon völlig in dieser „plastischen Sexualität“ auf, wie Ulrich Beck und Anthony Giddens eine von der Fortpflanzung abgetrennte, individuell formbare Sexualität bezeichnen? Inwiefern ist die sexuelle Freiheit, die wir angeblich im Westen genießen, wirklich demokratisch – oder ist sie nicht eher der trügerische Schein einer Oberflächenästhetik, ein einfacher Grund, etwas zu kaufen, denn zwischen einem „Ich“ und einem „Konsumenten“ besteht nur ein minimaler Unterschied, erotisiert wie Zahnpasta?

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Wie Wolf Biermann neulich meine Intimsphäre tangierte http://superdemokraticos.com/themen/koerper/wie-wolf-biermann-neulich-meine-intimsphare-tangierte/ Mon, 02 Aug 2010 13:39:58 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=563 Bei Begriffen und Fragen, die einfach klingen, es aber nicht sind, empfiehlt es sich, Gegensatzpaare zu bilden, dachte ich neulich, nach dem zweiten schlechten Text über die Geschichte meines Landes. Man könnte die Frage „Was ist für dich Intimität?“ also am besten erst einmal durch die Beantwortung der Frage „Was ist für dich nicht Intimität?“ beantworten. Bei so was fallen einem ja immer reichlich Dinge ein, nicht-intim ist ja quasi alles, was groß, öffentlich und unvertraut ist: Das Unintimste, was mir in meinem Leben untergekommen ist, war im Alter von neun Jahren der Fährhafen von Calais, nachts, im April. Jeder, der in diesem Alter und zu dieser Tages- und Jahreszeit – übermüdet und mit einem vergleichbar empfindsamen deutschen Bürgerkindergemüt – schon einmal dort war und im harten Licht gelber Dampflampen die ersten schlafenden Obdachlosen seines Lebens gesehen hat, kann sich jetzt meinen Begriff von Nicht-Intimität vorstellen. Für alle anderen rede ich noch ein bisschen weiter.

Also, abgesehen davon, dass große Menschenmassen, Institutionsgebäude, Warenhausketten und dergleichen mehr bestimmt nicht intim sind, würde ich so weit gehen, zu sagen, dass Intimität für mich nicht ohne ein gewisses Maß an gewachsener Vertrautheit möglich ist. Es mag Menschen geben, die Intimität überall verspüren können, wo sie wohlig mit einem kleinen Personenkreis oder einer einzelnen Person oder nur sich selbst zusammen sind. Ich würde in Anspruch nehmen, dass ich die umgebenden Personen, zumindest die Schlüsselpersonen, schon seit geraumer Zeit kennen muss, der Ort mir bis weit über die nächste Wegkreuzung hinaus vertraut ist und das Beisammensein eine Form hat, die ich ebenfalls seit geraumer Zeit praktiziere. Intimität setzt für mich ein hohes Maß an Sich-Auskennen an einem Ort, mit einer Gruppe Menschen und mir selbst voraus.

So weit, Intimität und Interkulturalität ein Gegensatzpaar zu nennen, würde ich zwar nach einigem Nachdenken nicht gehen (zumindest nicht nüchtern und öffentlich), aber dass zum Beispiel dieses Blog hier für mich das Gegenteil von Intimität ist, das kommt mir eigentlich – angesichts meines bis an die Grenzen des Wahnsinns engen Intimitätsbegriffs – nur folgerichtig vor. Man spricht in einen Raum und weiß noch weniger als anderswo im Netz (wo die eigenen Texte nicht gleich übersetzt werden und man es nur mit Lesern des eigenen Sprach- und Kulturraums zu tun bekommt), was aus dem Gesprochenen in diesem Raum wird. Immerhin kennen nur die wenigsten der hier Anwesenden die Haltung, aus der gesprochen wird, die zugrunde liegende (Pop-)Kultur, das Trauma, die Gesellschaft, die Schicht, die Landschaft (momentan deutsche Ostseeküste, zum Sterben schön, für mich). Damit wir uns nicht missverstehen: Das hier ist alles unsagbar aufregend, gut und richtig, aber eben nicht intim (wie auch, im Netz?).

Intimität braucht also eine kulturelle Vertrautheit, darüber hinaus eine gewisse Routine, einen Ritualcharakter. Bevor eine Situation wirklich intim sein kann, muss sie es für mich zuvor über Jahre nicht gewesen sein, beziehungsweise auf eine Art intim, die andere Leute vielleicht „intim“ nennen würden, die für mich aber nur unter „potentiell intim“ fällt. Potentiell intim sind Situationen, in denen man plötzliche Glücksgefühle empfindet, in denen das Herz hüpft vor Vertrauen und beginnender Vertrautheit und man denkt: „Wow, mit diesen Menschen, jetzt und hier, da könnte ich ja beinahe intim werden!“ Junge Freundschaft ist immer potentiell intim – speziell der Moment, in dem man aufgeregt ist, weil man merkt, dass es auch ohne die Aufgeregtheit funktionieren würde.

In wahrhaft intimen Situationen ist keiner aufgeregt. Da hüpft kein Herz, wir fühlen uns nicht federleicht und von allen Sorgen befreit, sondern relativ normal. Wie man sich eben fühlt, wenn man mit vertrauten Menschen Vertrautes tut: wie ein vertrautes Möbelstück in vertrauter Umgebung. Die Skala von „Fährhafen Calais, nachts“ bis „absolut intim“ abschreitend gelange ich in unmittelbarer Nähe zu „absolut intim“ zum „Gasthaus Gintoft“, einem Landgasthof an der westdeutschen Ostseeküste, wo ich seit 20 Jahren mit meinen Eltern, Freunden meiner Eltern und Kindern von Freunden meiner Eltern Sommerurlaub mache. Bei den annähernd uralten Wirtsleuten Erika und Uwe Jessen bin ich unaufgeregt vertraut in meinen Ritualen, gewöhnt an die Umsitzenden und das Geschehen im Schankraum, „eingesessen“, wie man zu sagen pflegt.

Gestern Abend prallte ich nun just an diesem magischen Ort auf dem Weg zur Toilette mit Wolf Biermann zusammen, jenem in Deutschland weltberühmten DDR-Dissidenten und Liedermacher, der 1976 aus der DDR ausgebürgert wurde – aber das ist eine andere Geschichte, ebenso, dass er schon seit einigen Jahren ein Haus in der Gegend besitzt, wie im Anschluss schnell herauszufinden war. Worauf ich hier nur hinaus will und warum ich angesichts der jüngsten Ereignisse über das Gasthaus schreibe und nicht etwa über den Mutterleib oder die Segnungen einer Zweierbeziehung – allesamt ebenfalls gewiss gute Intimitätsmetaphern: Intimität ist nicht Zeitgeschichte! Intimität ist zeitlos, aus der Welt gefallen, utopisch. Im Gegensatz zum Zeitgeschehen ist Intimität gnadenlos privat, völlig unspektakulär und – vor allem anderen – nicht der Rede wert. Von und in intimen Situationen kann man schweigen, sie gehen keinen was an.

Deshalb ist der Einbruch von Ereignissen in die Intimität – und sei es auch nur durch die überraschende körperliche Präsenz gealterter Protagonisten einer über 30 Jahre vergangenen Zeitgeschichte – eine Monstrosität.

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Die Kunst des Nicht-Treffens http://superdemokraticos.com/themen/koerper/die-kunst-des-nicht-treffens/ http://superdemokraticos.com/themen/koerper/die-kunst-des-nicht-treffens/#comments Mon, 02 Aug 2010 07:57:31 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=548 “Entonces, a través de la fina malla de tus pestañas,

verás todavía  alargarse en mis pupilas ávidas un

desperezamiento de panteras…”

Rubén Martínez Villena

Eine der größten Herausforderungen in meinem Leben ist, mit der Angst leben zu lernen. Ich hatte viele Ängste, einige sind verflogen, andere verkleiden sich und schleichen versteckt herum. Aber es gibt eine sich hartnäckig haltende Angst, welche immer wach ist und mich aus dem Traum der Vernunft reißt. Die Angst, nicht zu sehen, geht über die Privatsphäre, die ich für mich beanspruchen, hinaus, das heißt auch, Angst davor, dass die anderen mich nicht sehen, dass wir uns nicht sehen können.

Wenn wir es nicht schaffen, uns wahrzunehmen, scheint es, als ob wir austauschbar wären. Dann würden wir uns in der Allgemeinheit der Begrifflichkeiten verlieren, wie beispielsweise „Frau“ oder „Mann“. Du wärst nur eine Frau, und ich wäre nur ein Mann; wir wären irgendeine Frau, irgendein Mann, wir hätten keinerlei Gesicht, und jeder würde seine Geschlechterzugehörigkeit weiterhin wie ein Schutzschild vor sich hertragen. Die Einteilung in Geschlechterzugehörigkeiten erweist sich als unzureichend, um die subtilen Ausprägungen unseres Seins einzufangen. Dein Geschlecht und mein Geschlecht sind zufällig, und ich will mehr in dir sehen und du sollst mehr in mir sehen, als diese Trivialität, die wir so schnell naturalisieren. Und dass, obwohl ich spüre, dass das Wollen alleine nicht ausreicht.

Am Anfang war es das Gegenteil. Genau deshalb hat mich auf meinen intimen Wegen durch die Berliner Straßen, Bars und Betten die meiste Zeit ein seltsames Gefühl befallen. Die Treffen waren wie Nicht-Treffen. Auf diesen Wegen wurde ich von vielen Frauen und von vielen Männern als lateinamerikanischer Mann wahrgenommen. Diese Spezies Tier wird als wilde Bestie wahrgenommen. Es war gar nicht so schlimm, dieser Gattung zugeteilt zu werden, vor allem weil es „in“ war, und es schien nicht mehr als eine vorübergehende Verrücktheit zu sein. Mancher Wahnsinn dauert länger an. Was ich auch tat, alles bestätigte lediglich mein Naturell des wilden Tiers. Die Brille, die ich normalerweise trage, um die Welt sehen zu können, wurde nicht als Lösung eines visuellen Problems verstanden, sondern als der Versuch gewertet, intellektuell wirken zu wollen. Ich gebe keinem die Schuld, auch mein Großvater war der Meinung, dass die Intellektuellen es im Leben einfacher haben würden. Deshalb bestand er darauf, dass seine Kinder eine universitäre Laufbahn einschlagen sollten. Um den familiären Ratschlägen zu folgen, begann ich Philosophie zu studieren, und natürlich ist mir bisher noch nicht aufgefallen, dass mein Leben deshalb einfacher wäre.

Die Situation fing an erdrückend für mich zu werden. Eines Tages forderte ich ein Mädchen, das gut tanzen konnte, zum Tanzen auf, und ihre Antwort kam prompt und deutlich: „Ich bin schon verheiratet!“ In mir begann das Blut der Jakobiner und der Cimarrónes, das in meinen Adern fließt, zu brodeln. Ich hatte das Werk von Camus gelesen, und seitdem war ich Le latino révolté. Aus dem Schrei heraus entwarf ich eine Strategie, mit der ich Gemeinplätze bekämpfen könne. Meine Taktik war möglicherweise nicht so gut wie die praktische Umsetzung in Afghanistan und im Irak, aber dennoch dachte ich sie funktioniert, denn schlussendlich wollte ich ja nichts erobern – ich wollte lediglich gesehen werden, über das stereotype Bild hinaus.

Die Idee war simpel: Ich musste jene Tänze vermeiden, bei denen sich die Becken berühren könnten. Von da ging das Gerücht herum, dass ich nicht tanzen könne.Ich glaube, er ist gar kein Latino“ – fügten sie hinzu – “er wurde bestimmt hier geboren. Ihm fehlt das Temperament!“ Dieses Gerede hat mich irgendwie getroffen, also habe ich beschlossen gar nicht mehr zu tanzen. Die Interpretation davon ließ nicht lange auf sich warten: „Der tanzt nicht, weil er schwul ist!“

Damit wurde ich auf dem sexuellen Markt sehr hoch gehandelt. Ich fand heraus, dass es für viele Frauen eine willkommene Herausforderung ist, einen Schwulen ins Bett zu bekommen. Als ich meine Frustration in Bier ertränkte, erzählte mir eine Freundin, dass es ihr genauso ginge. Unter Blinden sind die Nicht-Zusammentreffen häufiger als die Zusammentreffen. In dieser Nacht haben wir sie alle, Frauen und Männer, zum Teufel geschickt. Wenn sie uns nicht sehen, können sie uns mal! Sie verpassen was. Es gibt Ängste, die nicht gesund sind, die Angst vor dem Anderen ist eine davon. Die Furcht vor der Blindheit dagegen hilft mir, die Fähigkeit nicht zu verlieren, immer wieder zu staunen, mich zu sehen, dich zu sehen, auf der Suche danach, was ich kann, was du kannst und was ich will, was du willst: Sein. So geh ich, mit Goya an meiner Seite, durch dieses, unser Leben und versuche, die Monster, die aus der Vernunft entstehen, zu ignorieren. Es ist mir nicht immer vergönnt, aber ich versuche es.

Joaquín Sabina, Pie de Guerra.

Übersetzung: Barbara Buxbaum

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Beziehungsweise Geräte http://superdemokraticos.com/editorial/beziehungsweise-gerate/ http://superdemokraticos.com/editorial/beziehungsweise-gerate/#comments Sun, 01 Aug 2010 14:14:44 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=564 Da liegt etwas neben mir und blinkt, als ob es atmet. Manchmal nehme ich es auf den Schoß, dann wird mir ganz warm. Ich spreche hier nicht von einem Fahrradlichtdildo oder einer Katze mit blitzenden Augen, nein, ich spreche von einem Gerät. Habe ich ein Verhältnis mit meinem Computer? Was für eines ist das? Hat er sich in eine herzförmige Box verwandelt, die meine Gefühle kontrolliert?

Viele Texte der Superdemokraten befragen die Möglichkeit von Intimität in Zeiten des Webs. Die einen sprechen von Internetsex (Agustín Calcagno), die anderen vom Voyeurismus in sozialen Netzwerken (Liliana Lara). Genau diesen Beobachtungen geht der Schweizer Essayist, Physiker (und Jazzmusiker) Eduard Kaeser in seinem Buch „Der Körper im Zeitalter seiner Entbehrlichkeit nach und fordert „Körpermündigkeit“: Weil wir immer mehr in „Technotopen“ lebten, umgeben und abhängig von Maschinen, die unsere Arbeit und unser Leben und vor allem auch unsere Liebe strukturieren, komme uns die materielle Welt immer mehr abhanden. Wir nähmen sie auf über immaterielle Sinneswahrnehmungen, die uns die Geräte filtern und anbieten. Wir seien mutiert zu „Schnittstellen-Wesen“.

Ich glaube nicht, dass das schlimm ist, sondern einfach ein Teil meiner Realität, mit der ich umgehen lernen muss. So wie ich mit meinen Vorstellungen von Sexualität, Ehe, Familie, Liebe, Gender umgehen lernen muss, die bestimmten (erlernten) Realitäten oder Fiktionen (Filmen, Romanen) entsprechen. Davon erzählen auch Fernando Barrientos, Leo Felipe Campos, Javier Badani, Lizabel Mónica oder René Hamann ihren Essays. Diese Realitäten führen an der Nase herum wie die Karotte den gutgläubigen Esel. Aber wir müssen einfach stehen bleiben. Uns spüren. Die Rettung, die Zukunft, was auch immer kommen mag, liegt nicht im anderen (in der Karotte) sondern in uns selbst. In der Kraft, den Gefühlen, den Worten, die uns umgeben. Die online und offline zu uns kommen.

Ich bin sehr begabt darin, meine Geräte zu zerstören (so ähnlich, wie ich gut darin bin, überall anzustoßen und mir blaue Flecke zu holen). Meinen letzten Laptop hab ich mit Tee geflutet, mein Handy fällt mir oft aus der Hand, es ist nun von feinen Nadelrissen geschmückt. Es trägt Narben als ob es ein Körper wäre. Und daher behaupte ich weiter: Vor einem Computer weinen, ist intim. Hinter einer Glaswand darüber singen, was man im Leben verstanden hat, das ist intim. Youtube-Videos verschicken ist auch intim. So zeigen wir uns im „durchsichtigen Kostüm“ (Tilsa Otta), werden verletzlich, aber bleiben, trotz aller Digitalität, höchstmenschlich.

Und wenn wir uns das nächste Mal sehen, umarmen wir uns. Denn Menschen sind besser als Geräte.

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Narben http://superdemokraticos.com/themen/koerper/narben/ http://superdemokraticos.com/themen/koerper/narben/#comments Thu, 29 Jul 2010 15:00:13 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=550 Es ist eine Sache ein Mann zu sein,
aber eine andere ist es, männlich zu sein.
“Vida” / „Leben“ von Ruben Blades

Ich bin Teil dieser unanzweifelbaren Statistik, die aussagt, dass 100 % der Menschen von Frauen geboren werden. Abgesehen von dieser skandalösen und offensichtlichen Gesamtheit befinde ich mich auf einem unergründbaren, aber evidenten Rang in Lateinamerika: Ich bin der Sohn einer alleinerziehenden Mutter. Das bedeutet, dass wenn ich zudem ein Macho und ein Egozentriker bin, die Schuld – oder die tugendhafte Verantwortung dafür – bei der Frau liegt, die mich erzogen hat. Dieselbe Frau, die mich geboren hat. Ein Schlüsselwort: Mode. Ich habe die Hälfte meines Lebens, eigentlich ein bisschen mehr, damit zugebracht, mir Gedanken über die gleichen Dinge zu machen: Fußball, die Nacht und ihre Partys, Domino und Frauen, im Plural. Mittlerweile mache ich mir auch Gedanken über die Sprache und die Fiktion, aber ich bin sicher, dabei handelt es sich nur um etwas Vorübergehendes, eines der kleineren Übel meiner Jugendzeit, das immer noch nicht vorbei ist.

Als ich klein war, habe ich immer versucht weiter zu spucken, höher zu springen, härter zu zuschlagen und schneller zu rennen als alle anderen. Das war einfach und lustig, ich bin die Risiken ohne Rücksicht auf die Narben eingegangen. Oder eher im Gegenteil: Jede Narbe bedeutete einen Punkt und für diese Punkte gab es Gefälligkeiten, ein Eis, Träume und meine eigene Legenden.

Die erste dieser Narben bekam ich, als ich laufen lernte. Ich blieb mit dem Mund an der Kante eines Nachttisches kleben und mit einem Ausrutscher verlor ich meine gute Laune und das Gedächtnis. Meine Mutter nahm mich in ihre Arme; den Rest erledigten ein Bonbon und zwei perfekte Nahtstiche.

Die zweite Narbe ist die beste: Sie sieht aus wie ein Skorpion, der auf dem Rücken liegt, und man kann sie sogar noch oberhalb meines Fußknöchels, am linken Bein, ertasten. Ich hatte mir beim Karneval die Haut an einer Blechdose aufgeschnitten und zwei Frauen, meine Mutter und ihre Freundin, fielen vor Schreck fast in Ohnmacht, als sie diese zähflüssige Mischung aus Blut und Fett sahen. Von da an war ich nicht mehr ein kleiner, dicker Vierjähriger, sondern ein kleiner, dicker Vierjähriger, der vor Stolz fast platzte.

Bevor ich zehn wurde, hab ich mir endlich die Stirn aufgeschlagen. Ich habe im Haus meines Onkels versucht, Schlittschuh zu laufen, barfuß, auf dem Wasser auf dem Boden. Die Pirouette, die ich zu Beginn anspruchsvoll drehen wollte, verwandelte sich gegen Ende in Übermut. Als ich den Kopf hob, um zu sehen welche Wertung mir die anderen Kinder geben würden, war ich überrascht von dem Entsetzen auf ihren Gesichtern: Das waren neun Stiche quer über meine Stirn, die meine Cousinen erfolglos mit Zärtlichkeit und Kerzen wieder heilen wollten, bevor sie es meiner Mutter über die Telefonleitung berichteten. Ihr Entsetzensschrei am anderen Ende, neun Autostunden entfernt, verstärkte nur, was ich bereits wusste. Mein Onkel nahm mich zur Seite und sagte mir im Vertrauen: Wenn du zwischen der Stirn und dem Kinn eine Narbe hast, mach dir keine Sorgen, streck die Brust raus: Jetzt bist du zum Mann geworden. Wenn man zwei Narben hat, so wie du, kann man du sogar ein vielversprechender Mann werden.

Meine letzte sichtbare Verletzung bekam ich am rechten Arm, jetzt bin ich ganz im Gleichgewicht. Das war bei einer Schlägerei, ich war gerade 12, na ja, fast 13. Der Streit begann, weil ich einen kleineren Jungen verteidigt hatte, um ein Mädchen, das zu Besuch war, zu beeindrucken – dasselbe Mädchen, das mir dann die tiefe sechs Zentimeter lange Schnittwunde mit Klopapier verband und mich nach Hause brachte, um meiner Mutter Bescheid zu sagen. Ich kam aus der Schlägerei mit der Aura des Tapferen, ein Held, verletzt in der Schlacht. Ich hatte das Gefühl mich selbst verwirklicht zu haben. Außerdem blieb mir ein Keloid, ein Begriff den man benutzt, um den sowieso schon geringfügigen ästhetischen Wert, den eine Narbe haben kann, auf etwas noch geringeres als eine groteske Anekdote zu reduzieren.

Seit diesem Moment begann ich, andere Dinge über das Mannsein zu lernen, die nur wenig mit Verletzungen und der anschließenden  – und manchmal unmittelbaren – weiblichen Pflege zu tun haben. Ich liebe die Frauen, genau wie Fußball, die Nacht, die Partys, das Domino und zeitweise die Literatur und ihre Satz-Fallen. Aber vor allem liebe ich es, aus zwei anderen Gründen Mann zu sein: Ich glaube, nur als Mann kann man das richtige Ausmaß der Kerbe in der Seele, die der Tod meiner Mutter, meiner alleinerziehenden Mutter, hinterlassen hat, wirklich schätzen. Und damit auch alles, was sie mir über die Bedeutung, die Wichtigkeit, den Wert und die Courage der Frauen beizubringen versucht hatte. Frauen sind so sensorisch, so intelligent, so sensibel, so zart, so stark und auch so verletzlich. Wenn ich eine Frau wäre, hätte ich nicht unbedingt weniger Narben, das stimmt schon, aber ich hätte sie sicherlich niemals genauso genossen und sie möglicherweise sogar versteckt.

Ich bin jemand, der denkt, dass mit jedem neuen Schmerz die Angst wieder auftaucht, und dass das Trauma, das durch den Tod meiner Mutter hervorgerufen wurde, nur durch eine andere Frau, meinen Tochter, geheilt werden konnte. Das ist der zweite Grund: Nach der Angst überkommt dich plötzlich die Freude, und deine Erinnerungen verändern sich. Natürlich verlor der Stolz über meine Narben mit der Zeit seinen Sinn und dieser Platz ist nun frei für die Neugier, die Metaphern, das Lernen und die Liebe, in all ihrer Vielfältigkeit.

Muttersein erlaubt dir…Woher soll ich wissen, was Muttersein dir erlaubt? Mannsein erlaubt dir, dich in deine Mutter und deine Tochter zu verlieben, falls du beide hast oder hattest. Das ist keine Kleinigkeit, und ich denke, dass es ein ausreichendes Motiv ist, mir dieses Leben, das mir ein männliches Bewusstsein zugeteilt hat, nicht entgehen zu lassen, bis ich in einem anderen, unwahrscheinlichen Leben Frau sein werde und mit Narben geboren werde, die mir die Geburten von jedem einzelnen meiner Kinder zufügen werden.

Übersetzung: Barbara Buxbaum

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Fragmente der Intimität http://superdemokraticos.com/themen/koerper/espanol-fragmentos-de-intimidad/ Thu, 29 Jul 2010 07:00:27 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=546 Manchmal glaube ich, dass ich meine eigene Intimität verloren habe. Dann nehme ich alles wie auf einem entfernten Bildschirm wahr, und mir scheint es, als lebe ich das Leben von jemand anderem. Eine nervöse Stummheit angesichts einer dringenden Frage. Das Gesicht im Spiegel ist eine neue Maske, mein Name eine vorschnelle Fälschung, meine Freunde und Familie verwandeln sich in unergründliche Wesen und meine Stimme gehorcht einem Unbekannten. Dann bin ich durchsichtig wie ein leeres Glas, und von allem trennt mich eine Wand aus weißem Rauschen. Ich fühle mich so merkwürdig, dass ich vergesse, was Intimität bedeutet.

Nach innen tauchen macht mich traurig.

Seit vier Jahren kann ich keine Fiktion mehr schreiben. Ich kann Chroniken, Essays, Berichte schreiben, aber keine fiktionalen Texte. Ich versuche, die Worte zu erzwingen und erziele Resultate, die mich nicht überzeugen. Habe ich vergessen, was ich sagen wollte? Die Show ist sehr real geworden und etwas hat crack gemacht. So viele Versuche, die persönlichen Spuren zu tilgen und mich in einen Mann ohne Eigenschaften zu verwandeln (war nicht das Ich die größte Fiktion?). Jetzt habe ich keinen Zugang mehr zu der geheimen Stimme, so als gäbe es nichts in meinem Inneren. Ich sehe, wie die anderen ihre Lippen bewegen, ohne etwas zu sagen und bekomme Lust, alleine zu bleiben, um zu versuchen, die geheime Stimme zu vernehmen. Einsamkeit und Stille.

Ich suche in mir drinnen. Begierig, entledige ich mich jeder bunten Maske, so als spielte ich mit einer Matroschka. Ich halte plötzlich inne angesichts der Ungewissheit, was ich finden könnte.

Resigniert, versuche ich wie ein Privatdetektiv die Intimität der anderen zu beobachten: Was denkt mein Bruder, der so wenig redet und ein geborener Einzelgänger ist; welche Form hat die Seele meiner Freundin, was tut ihr weh, was macht sie glücklich, was verbirgt sich hinter all den Schleiern, die mich verführen, welche Linien zeichnen diese letzte Falte, wo es keine Wörter gibt? Ich finde Fährten, die wie ein Blatt aus Sand zwischen meinen Fingern zerrieseln, sobald ich mich ihnen zuwende, um sie zu lesen.

Ich sehe im Innersten meiner Generation die Angst, nicht mehr jung zu sein, tätowiert. Angst davor, sich in Menschen zu verwandeln, die das Schlimmste als natürlich akzeptieren und die glauben, dass alle sich daran gewöhnen sollten. Älter werden wie die Signatur des Feindes. So als sei das Erwachsensein die letzte Kapitulation, so als sei die Verwandlung in die Eltern schlimmer als die Verwandlung von Samsa. Oder vielleicht ist das nur eine Projektion meiner eigenen partikularen Sorgen.

In der Tiefe meiner selbst bewahre ich ein Fotoalbum in Bewegung auf, die Schatten von zwei Freunden, die unsichtbar geworden sind, das Schwert des Vaterlands meiner Kindheit, ein Hund, der unter einem Baum schläft, der gutmütige Blick meines Großvaters Tomás, der mir Lesen beibrachte, eine Pille gegen den Sonntagsspleen, ein Pflasterstein einer Straße, die es nicht mehr gibt, ein paar Verse, die ständig ihre Bedeutung ändern, ein Taschentuch, mit dem ich jedes Mal winke, wenn ich Aufwiedersehen sage, eine Faust voll gealteter lauter Musikstücke, eine schwarze Gitarre, ein paar Versprechen. Nachdem ich ein Labyrinth durchquere, gelange ich zum intimen Archiv meiner Erinnerungen.

Sie kommt an, wir reden ein wenig und ziehen uns dann aus. Zur Abwechslung ist es mal kalt, aber die Körper erwärmen sich gegenseitig bis die Temperaturen sich vermischen. Ein Körper, der zuvor unbekannt war, strahlt jetzt die vertraute Illusion der Komplizenschaft aus. Ich hoffe, dass sie sich fühlt – wie ich jetzt, so wohlig wie das Hologramm von der Erfindung von Morel, der sich mit dem Wohlgefühl desjenigen bewegt, der sich nicht beobachtet fühlt. Ich vergesse für einen Moment, dass ich alles durch den Filter des Bewusstseins registriere, ich vergesse das Melodrama der Identität, die Unwegbarkeiten der sozialen Reproduktion, die updates des Superegos, die Politik. Ich atme ruhig und innig mit mir selbst. Zwischen Zizek und einem nackten Mädchen spricht die geheime Stimme.

Übersetzung: Anne Becker

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A cabinet of my own http://superdemokraticos.com/themen/koerper/a-cabinet-of-my-own/ http://superdemokraticos.com/themen/koerper/a-cabinet-of-my-own/#comments Tue, 27 Jul 2010 07:31:31 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=533 Meine Großmutter schenkte mir ihren geräumigen Kleiderschrank aus weiß lackiertem wurmstichigen Holz, weil ich nicht aufhörte ihr vorzuheulen, dass ich zu Hause nirgendwo mal für mich sein könne, und ich sie bat, bei ihr wohnen zu dürfen. Ich lebte mit meinen beiden älteren Schwestern in einem Zimmer. Dann kündigte sich (da war ich zehn) noch mein Bruder an. Ich verbrachte zu der Zeit schon nicht viel Zeit zu Hause, weil es mir in jeder Beziehung zu eng war. 500 Pfund jährlich und ein eigenes Zimmer konnte meine Großmutter mir nicht geben, aber diesen gigantischen Kleiderschrank, in den ich mich zurückziehen konnte.

Der Schrank war viel zu groß für die wenige Kleidung, die ich hatte, und wirkte ausgesprochen plump in dem Zimmer. Ich nahm die Regalbretter und die Stange heraus, ordnete die paar Blusen, Hosen und Pullover an der linken tiefergelegten Seite des Schranks, die Unterwäsche und Socken warf ich in die rechte Schublade, die wie eine Treppe herausragte, und darüber legte ich ein großes Kissen, auf das ich mich setzen konnte. Die Wände hatten Ritze, durch die die Luft zirkulieren konnte und durch die ich meine Schwestern im Auge behielt. In diesem Schrank vollzogen sich wesentliche Momente meiner Pubertät. In diesem Schrank fühlte ich mich groß – und frei.

In diesem Schrank verbrachte ich eine erste, nicht mehr ganz platonische Stunde mit meinem ersten Freund, der ein Einzelkind war und ein eigenes Zimmer hatte. Selbst er empfand in diesem Schrank ein besonderes Gefühl von Autonomie und Exklusivität, das ihn in seinem Zimmer nicht überkam. Ich weiß nicht, ob ich in seinem lichtdurchfluteten eigenen Zimmer so hemmungslos gefummelt hätte? Hier in dieser Enge, in dieser Fastdunkelheit, in die sich das Licht durchs Holz schnitt und winzige helle Spots auf unseren Körpern hinterließ, hier drinnen erschien mir die Berührung nicht nur aus proximetrischen Erwägungen heraus folgerichtig. In diesem Schrank, wie sonst nur unter der Bettdecke, genoss ich grenzenlose Intimität.

Intimität ist ein Menschenrecht. Intimität ist eine Form der Abschottung und des Selbsterhalts. Intimität ist asozial und natürlich. Wir entstehen in der Gebärmutter in asozialen exklusiven Verhältnissen. Die Schildkröte vergräbt ihre Eier, die Henne setzt sich drauf. Ohne diesen Schutz vor Einflüssen, vor Beobachtung, ohne das Erlebnis von Autonomie könnten wir nicht heranreifen. Bis heute ist für mich die Vorstellung, in einer sowjetischen Kommunalka wohnen zu müssen weitaus schlimmer, als in einer Gefängniszelle einzusitzen. Ein Mensch, der Angst vor Intimität hat, der nicht mit sich allein sein kann, der sich andauernd dem Druck und den Welten der anderen aussetzen muss, geht sehr schnell vor die Hunde.

Das erste vorgeburtliche, noch unbewusste Erlebnis, das ein Mensch vom Leben hat, ist Intimität. Aus dieser metaphysischen Erfahrung sucht man sein ganzes Leben lang nach Schutzräumen und solchen, in denen man wachsen kann. Ein Schrank tut‘s manchmal auch. Gerade ein Schrank, der nur ein wenig mehr Platz lässt, vielleicht für noch einen (Freund), oder für einen Gegenstand. Er ist ein abgründiger Spiegel. Was ich dort erlebt und gesehen habe, traue ich mich nicht mal aufzuschreiben. Das überlasse ich der Fantasie des Lesers mit der ausdrücklichen Empfehlung, es selbst mal zu versuchen, falls nicht schon getan.

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Sagmirwasdufühlstismus http://superdemokraticos.com/themen/koerper/sagmirwasdufuhlstismus/ http://superdemokraticos.com/themen/koerper/sagmirwasdufuhlstismus/#comments Mon, 26 Jul 2010 18:44:50 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=528 „Da wir glauben, Fragen der Sexualität seien Privatangelegenheiten, hören wir auf, sie in ihrer sozialen und politischen Dimension wahrzunehmen.“ G. Louro

Im Fernsehen verschlingt ein Junge, der Bastian heißt, ein Buch. Sein Gesicht trägt den verstörten Ausdruck eines Abenteurers, der sich in der Wüste verlaufen hat und dem nur noch wenige Seiten in der Feldflasche verblieben sind, der junge Held bedeckt seinen Rücken mit einer Decke, weil die Welt der Fantasie durch das Dach verschwindet, durch das Nichts verwüstet wird und… Werbepause.

Ich erkenne meinen Körper, putze mir freiwillig die Zähne, schlafe alleine, ohne Angst zu haben, ahme die Sänger im Radio nach, wenn niemand da ist, ich durchlebe eine Phase zwanghaften Lügens und Stehlens, entwickle meine persönliche Vorstellung von Gut und Böse. Entscheidende Augenblicke für die Herausbildung der ersten Intimität: der eigenen. Jede Person müsste über solch eine Umgebung verfügen und sie nach Belieben schmücken dürfen, um anschließend Besuch empfangen und sich noch später ein erfülltes, gesundes und geteiltes Heim einrichten zu können. Nachdem der Mensch den infantilen Solipsismus überwunden hat, erreicht er – paradoxerweise – während der Pubertät den Lebensabschnitt „Nur du existierst“.

Meine liebsten Tischgespräche mit jemandem, den ich soeben erst kennen gelernt habe, handeln von der Intimität. „Erzähl mir ein Geheimnis, etwas, von dem ich nicht weiß, und reißen wir ohne lange Vorreden dieses von der Gesellschaft gesäte Kraftfeld ein. Etwas, das du noch nie jemandem erzählt hast, sprich über dein erstes oder dein letztes Mal, von deinen immer wiederkehrenden Träumen. Beichte mir, ob du dich einsam oder elend fühlst, ich werde nicht flüchten. Verkünde, dass du ein glücklicher Mann bist und keine Hemden trägst, das muss gesagt werden.“

Der „Sagwasdufühlstismus“, eine polemische Bewegung, die mir Freude und Gemeinschaft einbrachte, wie auch Unverständnis und ungemütliche (lustige) Situationen, die so weit gingen, dass ich mich eines bestimmten Tages betreten beklagte: „Wenn mir jedes Mal ein Dollar gegeben würde, weil ich alles sage, was ich fühle, würde ich mich in diesem Moment vielleicht besser fühlen.“ Guacira Louro sagt hierzu: „Die Fragen, die Fantasien, die Zweifel und das Experimentieren mit der Lust werden ins Geheime und Private verwiesen. Wir erlernen die Scham und die Schuld, experimentieren mit Zensur und Kontrolle durch die multiplen disziplinierenden Strategien.“

Über Jahrhunderte hinweg mussten Frauen „Anstand wahren“, und bis heute schüchtert es das puritanische Subjekt ein, wenn eine Dame offen über ihr Sexualleben spricht. Das erinnert mich an das wunderschöne Lied von Chabuca Granda „Cardo o ceniza“ (Distel oder Asche), in dem die Dichterin die außergewöhnliche Episode einer passionierten Hingabe schildert und in der letzten Strophe, beschämt von der vollständigen Hemmungslosigkeit der vorangegangenen Nacht, neben ihrem Geliebten aufwacht.

Wenn ich dichte und jemandem, der mir nahe steht, die Gedichte zeige, und später, wenn ich sie veröffentliche, wenn ich sie lese, finde ich die eindringliche Intimität in der Poesie. Indem wir mit der Logik und Sensibilität des Künstlers fließen, folgen wir dem Labyrinth, das er in einem magischen und einsamen Moment zeichnete.

Die Mittäterschaft, in der man sich desselben Deliktes unschuldig weiß, bringt einsame Kenner eines schlechten Witzes, einzige Gäste eines verwunschenen Hotels hervor. Es weiche das magnetische Feld, öffnen wir die Türe. Geheimnisse ohne Beichtstuhl.

Der Intimismus wird zu einem Ismus des Gleichen: einen Teller Essen, den Dessertlöffel, die Keime, das Bett miteinander teilen, den Arm ausreißen, der den Arm, der verschwindet, lähmt.

Schon immer wollte ich mein Bankgeheimnis lüften, damit ihr und ich intim sein können, ohne Angst davor zu haben, auf das glamouröse Tuch des Geheimnisses zu verzichten, das mich wie ein aus Gefühlen bestehender Schleier der Frauen Limas schmückt, da das Geheimnis über vielfältige Instanzen und ein eigenes Ministerium im Inneren verfügt. Viele Aspekte müssen übereinstimmen, bevor darüber entschieden wird, dass es sich in eine Party für zwei verwandelt. Nicht jede macht einen Ausflug zu sich selber, und noch seltener wird man regelmäßig zu einem Reisenden, wenn ich mir schließlich die Tätowierung von der Stirn entferne, die besagt: „Liebe den wilden Schwan“ („Ama al cisne salvaje“, Gedicht von Luis Rogelio Nogueras, Anm.d.Übers.), und ich verstehe das durchsichtige Kostüm als ausgepacktes Geschenk, das vor den Augen des riesigen Kindes erstrahlt.

Übersetzung: Marcela Knapp

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Digitale Körper I: 26 Minuten Cybersex (+18) http://superdemokraticos.com/themen/koerper/digitale-korper-i-26-minuten-cybersex-18/ http://superdemokraticos.com/themen/koerper/digitale-korper-i-26-minuten-cybersex-18/#comments Mon, 26 Jul 2010 08:00:00 +0000 http://superdemokraticos.com/?p=508 Beatniks, Hippies, Punks oder Raver hatten alle auf ihre Weise den Wunsch, die Idee, dass Sex eine Ware sei, aufzuheben. Auch wenn dieser Wunsch nicht über kurze Momente, einige Ghettos oder bestimmte Städte auf der Welt hinausreichte, so hat der Frühling bis heute nicht aufgehört zu blühen. Im Süden, im katholischen Süden, voll erdrückender, mit Blut und Sperma befleckter Soutanen, sind unsere Genitalien weiterhin Waffen, wenn auch nicht mehr so tödlich wie früher… vielleicht, weil wir nicht mehr so alleine sind.

In Zeiten des Internets ist alles transparent und die Idee der Intimität erhält eine neue Bedeutung, während die der Fremdbestimmtheit ins Wanken gerät. Wir können Menschen auf der ganzen Welt live dabei zuschauen, wie sie masturbieren, ihre Fotos und Videos hochladen, sich in Paar-, Schwulen-, Single-, Swinger-, Transforen treffen… wahre oder ausgedachte Geschichten austauschen… symbolische Preise für einen Fick, einen Arsch oder ein paar fleischige Lippen vergeben… wie ungesund aussehende, grauhaarige Männer, die müde und betäubt sind vom importierten Whisky in der Lobby eines Hotels der Stadt der „Ja der Jungen“ sitzen und bereit sind, bestimmte Barrieren zu überwinden, kulturelle wie die Sprache oder materielle wie die Distanz und das Geld… wie sie kommunizieren, schauen, sagen, zeigen, bitten… wie sie jemand anderes sind oder sich selber spielen… Alles mit einem Bildschirm… einem Bildschirm. Etwas, das definitiv eine Sache ist, wie ein Stein oder ein Schatten. Etwas komplett verachtenswert in der Natur, das uns hier in ständigem Kontakt hält. Ein Stein, der uns das Gesicht mit melodramatischer, parodierter, grotesker, verliebter oder minimalistischer Amateurpornographie beleuchtet und von diesem Typen produziert wurde, der Whisky am Strand trinkt oder möglicherweise von einem anonymen Mädchen, das genauso gelangweilt oder bedürftig ist, und die mir in einer einsamen Nacht ihr Foto zuschickt, auf dem sie bekleidet mit einem Slip der Größe eines Muttermals und einem Tank Top, das zarte und winterlich-bleiche Schultern erahnen lässt, auf dem Bett liegt…
X sagt:
[22:11:00] du sprichst gar nicht mit mir!
Y sagt:
[22:11:05] ich schaue mir dein foto an
[22:11:09] ich weiß nicht, was ich dir erzählen kann
X sagt:
[22:11:14] und… sag mir schmutzige dinge
Y sagt:
[22:12:33] ich war abgelenkt… entschuldige
[22:12:48] ich schaue mir das amulett an, das du am hals trägst
[22:13:04] oder deinen blick
[22:13:14] u versuche mir vorzustellen, wer du bist
[22:13:29] ich schaue dir auf deinen mund
[22:13:57] u frage mich, was deine augen tun würden, wenn du merkst, dass ich dich küssen werde
X sagt:
[22:14:06] ☻
Y sagt:
[22:14:26] die bewegung deines blicks… zurückweisung oder nur hysterie?
[22:15:07] ist auch egal, ich kann dich schon
[22:15:23] riechen
X sagt:
[22:15:43] ♥
Y sagt:
[22:15:46] u dein ganzes gesicht bereitet sich schon auf den kuss vor
[22:16:07] wir berauschen uns sanft
[22:16:34] die bewegungen unserer köpfe beruhigen sich
[22:16:57] die körper helfen mit u beginnen, sich aneinander zu pressen
[22:17:21] ich achte auf deine atmung
[22:17:27] u auf meine hände
X sagt:
[22:17:36] ♥
Y sagt:
[22:18:03] ich versuche, deine bewegungen an meine anzupassen
[22:18:17] ich lege den schwanz zwischen deine beine
X sagt:
[22:18:24] oh ja!
Y sagt:
[22:19:09] ich würde dich gerne ausziehen, aber ich sehe nur kleidung…
X sagt:
[22:19:21] ☻
[22:19:35] das ist gefährliches zeug
[22:19:45] ich werde mich nicht nackt mit meinem gesicht im ganzen web zeigen
Y sagt:
[22:20:37] wie böse du bist
[22:21:06] in der nahen zukunft werden wir hausgemachte pornografische videos austauschen, um uns der gesellschaft vorzustellen… als visitenkarten

—- Sie haben ein neues Foto erhalten. Dieses Mal handelt es sich um eine Nahaufnahme ihres Gesichts. Ein rosiger Mund mit infantilem Ausdruck. Gläserne und halbgeschlossene Augen. Offensichtlich handelt es sich um eine von tausenden von Bildern, die sie in einem besonderen Ordner mit dem Namen „degenerierte Alte“ gespeichert hat. —-

[22:22:13] du machst mich krank!… ich werde anormal geil… dein gehirn macht mich so an, dass ich lust bekomme, mit einem paraglider in deinem wohnzimmer zu landen, um uns zu verprügeln u zu lieben.
X sagt:
[22:22:16] danke, aber ich stehe nicht so auf schläge!
[22:23:20] ich möchte mich anfassen… aber das ist dir total schnuppe
[22:23:30] na los! sag mir schmutzige dinge!!!
Y sagt:
[22:24:13] ok, inspirier mich!
[22:24:30] wie fasst du dich an?
[22:24:38] wie gefällt’s dir?
X sagt:
[22:25:47] ich reibe mir leicht mit der haut des daumens u zeigefingers
[22:25:48] ganz sanft
[22:25:52] die klitoris
[22:26:24] danach massiere ich sie zwischen den fingerspitzen des daumens u zeigefingers
[22:26:40] währenddessen streichelt mich der mittelfinger weiter drinnen u es entsteht eine art schleim, der nach hinten läuft
Y sagt:
[22:27:29] u gefällt es dir, wenn eine eichel leicht über deine klitoris streicht?
X sagt:
[22:27:37] ich werde wahnsinnig, wenn eine saftige eichel meine klitoris berührt
[22:28:17] das bringt mich sofort an den rand des orgasmus
Y sagt:
[22:28:28] mmmmh
X sagt:
[22:28:57] u ich mag es auch, wenn man mir die eichel reinsteckt
[22:29:00] eine lange zeit
[22:29:07] nicht der ganze schwanz
[22:29:13] damit ich ihn begehre
[22:29:16] viele minuten lang
Y sagt:
[22:29:50] was passiert, wenn du spürst, dass du dich ganz öffnest, weil er ganz in dich eindringt?
X sagt:
[22:30:13] ich spüre eine unbeschreibliche wärme in mir drin
[22:30:15] so geil
[22:30:23] das ist das vorspiel der wahren lust
[22:30:32] wenn ich spüre, dass er mir reingesteckt wird
[22:30:39] überkommt mich ein schüttelfrost
[22:30:51] ich zittere
[22:30:53] wortwörtlich
Y sagt:
[22:31:20] was passiert, wenn er plötzlich rausgezogen wird?
X sagt:
[22:32:14] es fühlt sich an wie ein saugen
[22:32:16] eine leere, die mich schwindelig macht
[22:32:19] u mich stöhnen lässt
Y sagt:
[22:32:28] du schließt die augen…
X sagt:
[22:32:40] ja
[22:32:48] auf dem höhepunkt verliere ich die beherrschung über alles
[22:32:56] ich möchte nur noch gevögelt
[22:32:58] u gevögelt werden
Y sagt:
[22:33:03] ahffff
X sagt:
[22:33:16] mich bedeckt das gewicht des mannes
[22:33:20] erstickt meine titten mit seinem gewicht
[22:33:28] das macht mich totaaaaaaaaaaaaaaaaaaaal geil
X sagt:
[22:36:57] fertig!… ich geh duschen, um den geruch nach frau loszuwerden… küsschen
Y sagt:
[22:37:00] hehe. du bist göttlich, kleine! danke für deine heiße geilheit! küsschen

—- Sie haben ein gif mit einem pulsierenden Hirn erhalten —-

Übersetzung: Marcela Knapp

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